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Taue bekleiden |
Auf traditionellen Segelschiffen ist es üblich, Taue mit Garn zu umwickeln.
Stehendes Gut, Stage, Trossen, Wanten uvm. wurden zum Schutz vor Abrieb (Schamfilung), Rott (Naturfaser) oder Korrosion (Drahttauwerk) mit Schiemannsgarn umwickelt.
Man nennt dies Bekleiden, Bekleeden oder Kleeden.
Auf dem Bild ist gut der Unterschied zwischen einem normalen und einem bekleedeten Tau zu erkennen.
1. Variante - die Kleedkeule
Beispiele von bekleideten Stage und Wanten an einem Modell
2. Variante - die Kleedmaschine
Die erste Variante ist nicht so gut für kleinere Maßstäbe geeignet, da der dünne Kleedfaden die vergleichbar schwere Kleedkeule nicht voranschieben kann. Hier verwende ich eine sog. Kleedmaschine.
Es gibt im Internet auf dem asiatischen Markt einen recht preisgünstigen Teilesatz für manuellen Betrieb, der durchaus seinen Zweck erfüllt.
Später habe ich mir die motorisierte Variante SM4-H von shipworkshop.com besorgt.
Im Unterschied zur Kleedkeule bei der ein "beweglicher" Faden um das Tau gewunden wird, wird hier über Zahnräder das eingespannte Seil gedreht und der Faden aufgewickelt.
Man geht wieder wie schon oben beschrieben vor:
Taue trensen
Schaut man sich das bekleidete Tau mal etwas genauer an, stellt man fest, dass es sehr wellig aussieht. Die Kerben (Keepen) zwischen den einzelnen Kardeelen treten deutlich hervor, anders als bei dem oben gezeigten Edelstahlseil mit seiner feinen Oberflächenstruktur und dem recht dicken Kleedgarn.
Je dicker das Seil, umso ausgeprägter die Keepen.
Um das Tau zu glätten, damit z.B. Ringe und Stagreiter besser gleiten, werden die Keepen mit Garn aufgefüllt, das Tau wird gewurmt oder getrenst.
Eine aus drei Kardeelen geschlagenes Tau hat auch drei Keepen, die auf der Kleedmaschine mit drei Fäden in einem Durchgang gebunden werden können, erst dann erfolgt das eigentliche Bekleiden des Taus.
Noch einmal der Vergleich. Der Unterschied ist deutlich zu erkennen.
Bei dem etwa 1,25 mm dicken Tau habe ich ein Garn mit 120er Stärke verwendet, was den Effekt schon sehr deutlich macht.
Die Stärke der Trensinge ist eine Erfahrungssache und richtet sich nach der "Tiefe" der Keepen.
Man hält ganz einfach ein getrenntes Tau gegen eine Lichtquelle. Hat das Tau eine ausgeglichene Außenkante, hat das Garn die richtige Stärke.
Tipp für kleine bekleidete Augen
Man beginnt erst mit dem Bekleiden eines Teilstücks des Taus, nur so viel, um ein Auge formen zu können.
Eigentlich sind solche Augen in das Tau eingespleißt, um jedoch einen zu großen Umfang im Bereich direkt am Auge zu vermeiden, tränkt man das Ende vor dem Bekleiden mit etwas Sekundenkleber und verjüngt es mit einem schrägen Schnitt, sodass ein fließender Übergang zum Tau erreicht wird.
Das geformte Auge fixiert man z.B. an einer Krokoklemme der Kleedmaschine und bekleidet nun das Tau über das umgelegte Ende des Auges.
Tipp für ein steifes bekleidetes Taustück
Wird ein Stück starres bekleidetes Tau benötigt, dann das Seil vorher einfach mit dünnflüssigem Sekundenkleber tränken, trocknen lassen und danach wie gewohnt bekleiden.
Anmerkungen
Beispiele