Toppsegel der Statenjacht Fredericus |
Interessant ist, dass auf einigen zeitgenössischen Abbildungen Jachten mit rot-braunem Toppsegel gezeigt werden, so wie es auch die Utrecht fährt.
Nach Kontaktaufnahme eines Modellbaukollegen mit der niederländischen Werft, die seinerzeit die Utrecht gebaut hatte, konnte ich die Information erhalten, dass das Toppsegel fliegend gefahren und nur gelegentlich gefahren wurde. Während die restlichen Segel am Mast verblieben und somit immer gut belüftet waren, musste das Toppsegel imprägniert werden, um es haltbarer zu machen.
Typische Mittel zum Imprägnieren waren hierbei Holzteer, Leinöl und ausgekochte Eichenrinde, wobei genau letztere der Grund des rötlich-braunen Farbtons ist, wie man es hierzulande auch von Zeesbooten kennt. Gerade die Gerbstoffe, insbesondere der hohe Anteil in der Rinde des Eichenbaums, sind Grundlage für die Konservierung.
Liektau
Das Liektau ist zweigeteilt.
Ein Tau für das Seiten- und Fußliek mit den bekleideten Schothörnern haben einen Durchmesser von 3/4 der Wanten und dem Oberliek mit einem Durchmesser von 3/4 des Seitenlieks.
Das Oberliek wird zuerst angenäht.
Schothörner
Es folgen die Schothörner, deren jeweilige Abschnitte bekleidet sind.
Nach NJ kann der Schothornblock in das Schothorn eingehakt, angebändselt oder eingebunden sein. Ich entscheide mich für die letzte Variante und binde den Block mit einem Kneifbändsel in das Liektau ein.
Nocklegel
An den oberen Ecken das Rahsegels befinden sich die Nock- oder Nockohrlegel, mit denen das Segel an den Rahnocken (Enden der Rah) fest angebunden wird. Es verhindert so, mehr oder weniger, dass das Segel bei Winddruck auf der Rah verrutscht.
Jaeger zeigt in NJ dies als normales gebundenes Auge, wobei das meinen sonstigen Quellen widerspricht. Möglicherweise bezieht sich seine Information auf Recherchen an anderen Modellen, auf deren hauptsächliche Grundlage sich seine Publikation bezieht und auf die er, bei gefundenen Fehlern, immer mal wieder hinweist.
Es liegt in der Natur des Sache, dass die Nocklegel anderes gebunden sein müssen als bspw. die Augen der Schothörner, um bündig an der Rah anzuliegen, aber das sind nur Überlegungen meinerseits, basierend auf meine sonstigen Quellen.
Eine wahrscheinlichere Variante ist die, die in BI gezeigt wird. Diese Form entspricht auch weitestgehend den Ausführungen in MA, SC und AN speziell für die Epoche der Jachten im 17. Jhd.
Demnach wird das Legel die Verlängerung des Oberlieks zu einem Augen gebogen und mit dem Seitenliek verspleißt.
Ich realisiere dies in vereinfachter Form als eine Art Fakespleiß.
Das Seitenliek wird mit einem Hohlspieker durch das Oberliek gefädelt, dieses dann gebogen und wiederum durch das Seitenliek gesteckt.
So erhalte ich das Auge für das Nocklegel.
Das Liektau wird fertig angenäht, das Oberliek wird dabei auf der Rückseite neben das Seitenliek gelegt.
Zum Abschluss wird der des Oberliek mit Sekundenkleber versiegelt und abgeschnitten.
Seitenlegel
Am Seitenliek müssen noch die Legel für die Buliens angebracht werden.
Wie schon beim Nocklegel gibt es hier wieder verschiedene Möglichkeiten, so auch eine gespleißte Variante.
Ich verwende ein Stück Tau, dass etwas dünner als das Liektau ist. Genauere Angaben habe ich bisher nicht gefunden, sodass ich wie beim Oberliek vorgehe und 3/4 des Durchmessers vom Seitenliek nehme.
Mit einem Hohlspieker fädle ich den Legel durch das Liektau, ein Zahnstocher hilft dabei, dass alle Legel am Segel die gleiche Größe haben.
Zum Abschluss noch mit etwas Sekundenkleber versiegelt und das Toppsegel ist fertiggestellt.
Aufriggen
Die feste Part vom Fall der Topprah ist mit einem bekleideten Drehreep in der Mitte der Rah angeschlagen.
Die Rah hat keines der üblichen Racks, sondern besteht aus einem Grummet mit angestroppter Klotje. Der Tauring ist um die Stenge gelegt und rutsch auf ihr. Die Rah wird so an der Stenge gehalten, durch das Klotje läuft das Fall hoch zum Scheibgatt in der Tonne.
Die Rah wird fliegend gefahren und nur bei Bedarf gesetzt. Wird die Rah an Deck gefiert und abgeschlagen, läuft das Fall durch das Klotje bis runter zum Deck, das Rack bleibt weiterhin oben an der Stenge.
Wird keine Rah gefahren, hat man das freie Ende vom Fall parallel zum Borgstag gelegt.
Nicht ganz klar ist, wo die Rah bei Nichtbenutzung gelagert wurde. Würde sie unter Deck verstaut, müsste das Drehreep entfernt werden. Da es aber mit einer Schlinge um die Rah gelegt ist und durch die geschlossene Rahklampe nicht so ohne Weiteres gelöst werden konnte. Hinzu kommt, dass noch das Segel an der Rah angeschlagen ist, so dass der Aufwand des Lösens der Schlinge nicht ganz unerheblich gewesen sein dürfte.
Letztendlich ist am unteren untere Ende des Reeps ein Block eingebunden, der nicht durch das Scheibgatt in der Tonne laufen kann.
Eine Erklärung in NJ ist dazu nicht enthalten, hier wird ein normales Drehreep gezeigt. Auch auf diesem Bild bei der Jacht Utrecht aus JU scheint das ebenso zu sein.
Aufschluss ergab ein nettes Telefonat mit der niederländischen Werft, die die Utrecht gebaut hat. So wird die Rah bei Nichtbenutzung üblicherweise direkt an Deck verstaut, möglicherweise in speziellen Eisenbügeln an der Innenseite des Schanzkleides.
So zumindest konnte sie nach meinem Verständnis in recht kurzer Zeit gesetzt und geborgen werden. Durch die Lagerung an Oberdeck ergibt dann auch die o.g. Imprägnierung gegen Feuchtigkeit einen Sinn.
Das Segel ist mit einer Reihleine und Marlschlag angeschlagen, sowie an den Ecken mit den Nocklegeln angebunden.
Das Topprahfall wird durch das Klotje am Rack geführt, läuft durch das Scheibgatt in der Tonne der Stenge und wird mit einem Jolltau an der Kreuzbeting belegt.
An der Bagienrah werden das Fall mit einem bekleideten Drehreep und der Niederholer kombiniert mit einem Perlenrack durch die Rahklampe gebunden.
Das Falltau läuft durch einen Block am Hummer zum Deck und wird mit einem Jolltau an der Bb-Mastklampe belegt.
Der mit dem Perlenrack kombinierte Niederholer wird mit einer Talje durchgeholt, die an einem Augbolzen am Mastfuß angeschlagen und an einer darunterliegenden Klampe belegt ist.
Die Taljeblöcke sind im Bauplan genauso massiv ausgeführt, wie die der Backstage. Das erscheint mir allerdings etwas zu voluminös und etwas überdimensioniert für die in NJ angegeben Taustärken, deshalb habe ich ist kleiner realisiert.
Die Bagienrah ist eine Art Spreizspiere, die weder mit Brassen noch Toppnanten getakelt ist, allein die Schoten des Toppsegels übernehmen diese Aufgabe.
Die feste Part der Schot wird durch ein Loch in der Rahnock gesteckt und mit einem Stopperknoten fixiert. Die laufende Part fährt durch den am Segel angebundenen Schotblock nach achtern zur Außenseite des Setzbords, durch ein Loch und wird Innenbords an einer Klampe belegt.
Nach NJ sind Topprahbrassen selten zu finden, trotzdem können Brassen gefahren werden.
Dazu sind zwei kleine Blöcke auf der stehenden Part des Piekfalls angebändselt.
Es sind auf jede Seite ein Leitblock an der letzten Want und Leitkauschen angebunden. Diese führen die Brassen zu ihren Belegstellen an der Nagelbank an der Innenseite der Schanz bei den Wanten.
Als Letztes werden die Toppsegelbulienen angeschlagen.
Die jeweils drei Bulienspruten je Seite sind an den Legeln am Seitenliek des Segels mit einem Palstek angebunden.
Die holenden Parten laufen über die Schildpatten am Bugspriet zur Spillbeting.
Toppsegel fertiggestellt und aufgeriggt
(91 Baustunden)
es geht weiter mit dem Focksegel...