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Einige Details auf Schiffen werden heute immer noch genietet - das ist keine Seltenheit. Niete einigermaßen korrekt im Modellmaßstab nachzubilden, ist immer ein kleine Herausforderung und Geduldsprobe

Da hier viele kleine Details auf engstem Raum angebracht werden, machen sich kleinste Abweichungen sofort bemerkbar. Man sollte es bei einer Nietimitation nicht allzu gut meinen, dann lieber weglassen oder auf eine Alternative zurückgreifen. Wer meint kleine Messing-Rundkopfnägel würden schon gehen, erlebt schnell sein blaues Wunder.

Es gibt Modellbauer, die die Imitation solcher Niete perfektioniert haben, wie auf einem der nächsten Bilder zu erkennen ist. Diese Möglichkeit bleibt mir aber verwehrt, da ich hierzu ein spezielles Stanzwerkzeug herstellen müsste, was aber jenseits meiner Möglichkeiten liegt.

Deshalb beschränke ich mich auf eine etwas einfachere Variante, die allerdings auch einen Nachteil mit sich bringt, aber dazu später.

Eins noch vorab - bei meiner Variante muss das Material vorgebohrt werden. Wenn man keinen Kreuz- oder Koordinatentisch hat, dann benötigt man noch mehr Geduld und ein äußerst gutes Augenmaß. Schnell müssen eben mal einige hundert Löcher gebohrt werden.

Nietimitationen bei kleinen Maßstäben

Die oftmals gepriesenen Messingrundkopfnägel kommen der Form einer Niet schon erheblich nahe, haben sich allerdings als vollkommen ungeeignet für die Imitation von Niete erwiesen.

Wie man schön auf dieser Makroaufnahme erkennen kann, sitzt der Nagelschaft meistens nicht genau mittig unter dem Nagelkopf. Ebenso hat die Kopfunterseite keine scharfe Kante und oftmals sogar noch einen Grat.

Auch wenn die Abweichung des Nagelschaftes zu Mitte vielleicht nur 0,1 mm ausmachen würde, ist diese Abweichung jedoch erheblich, wenn man mehrere Niete in einer Reihe hintereinander betrachtet.

Man müsste schon viel Geduld mitbringen, um jeden Nagel exakt ausrichten zu wollen, aber das ist wohl nicht machbar.

Hinzu kommt die Größe des Kopfes. Bei meinen kleinsten Messingnägeln hat der Kopf schon einen Durchmesser von 1,4 mm.

Geht man davon aus, dass eine Niet beim Original vielleicht 20 mm Durchmesser hat, dann könnte man den Nagel im Maßstab von 1:15 vielleicht nutzen, aber bei 1:20 oder gar noch 1:35 vollkommen undenkbar.

Nietimitationen bei kleinen Maßstäben (Quelle: Jürgen Eichardt)

Quelle: Jürgen Eichardt

Hier mal ein Beispiel solch ''überdimensionierte'' Niete. Sie stören die Harmonie des sonst sehr gut gebauten Modells.

(Foto: Jürgen Eichardt)

Nietimitationen bei kleinen Maßstäben (Quelle: Dietmar Schubert)

Quelle: Dietmar Schubert

Hier ein weiterer Vorschlag. Die Imitation mit ''Farbtupfern''.

Aber auch das Ergebnis ist nicht zufriedenstellen. Es bedarf schon einer sehr ruhigen Hand, um mehrere hundert Niete exakt gleich herstellen zu können.

(Foto: Dietmar Schubert)

Nietimitationen bei kleinen Maßstäben (Quelle: Jürgen Eichardt)

Quelle: Jürgen Eichardt

Hier mal ein Beispiel einer perfekten Imitation am Beispiel eines Weltmeistermodells.

Aber allein diese Variante bedeutet erheblichen Aufwand und allein die Herstellung der Niete beläuft sich auf mehrere Wochen.

(Foto: Jürgen Eichardt)


So perfekt wie auf dem vorhergehenden Bild wollen wir gar nicht sein. Ich habe mich auf eine Größe von 0,5 mm für einen Maßstab von 1:35 festgelegt und dabei aber auch auf Messingnägel zurückgegriffen.

Zuerst war erst einmal Bohren angesagt. Mit einem Kreuz- oder Koordinatentisch ist das kein Problem.

Dann wurde in jedes Loch ein Messingnagel gesteckt. Die Nagelköpfe befinden sich dabei auf der Unterseite und werden mit einem Tropfen Sekundenkleber fixiert.

Hier zum Vergleich zwei unterschiedliche Bauteile. Auf dem Oberen ist gut das Problem der nicht ganz mittig positionierten Nagelschäfte zu erkennen. Die Nietreihe wirkt ungleichmäßig und natürlich viel zu überdimensioniert.

Im nächsten Schritt habe ich die Nagelschäfte grob gekürzt. Mit Hilfe eines dünnen Messingblechs wurden dann die Stifte plan gefeilt.

Das geht ganz gut. So haben alle Stifte die gleiche Höhe und der Kunststoff wird beim Abschleifen nicht beschädigt.

  • Nietimitationen bei kleinen Maßstäben 
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  • Nietimitationen bei kleinen Maßstäben 

Zum Abschluss werden die so entstandenen Nietköpfe noch einmal mit feinem Schleifpapier entgratet.

Die so angefertigte Nietreihe wirkt harmonisch, gleichmäßig und nicht überdimensioniert.

Die Geschichte hat allerdings einen Nachteil - die Nietköpfe sind nicht abgerundet, jedoch wird das nur beim direkten Hinschauen aus kurzer Entfernung sichtbar. Schon bei einem Abstand von einem halben Meter fällt das aber nicht mehr auf.

Nach der Lackierung sind die Kanten dann nicht mehr ganz so scharf und das Ergebnis genügt meinen Ansprüchen;-)

Ein fertig genietetes Oberlicht, insgesamt wurden hier 535 Einzelniete verarbeitet.

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  • Nietimitationen bei kleinen Maßstäben 

Und noch eine kleine Bemerkung zum Abschluss - man sollte darauf achten, dass sich die Niete einer Doppelreihe überlappen und nicht auf gleicher Höhe angebracht sind.

Auch hier wurden die Nietimitationen nach der von mir beschriebenen Methode hergestellt.

Sieht man auf dem vorhergehenden Bild, noch im unlackierten Zustand, dass die Nietköpfe nicht abgerundet sind, relativiert sich dieses kleine Problem etwas, schon nach dem Farbauftrag.

  • Nietimitationen bei kleinen Maßstäben 
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