funktionstüchtige Ankerwinde |
Ankern wie beim Original
Welch' ein Spaß, wenn auf einmal die Ankerkette rasselt und der Anker mit einem schönen Platsch ins Wasser fällt und das "Ah und Oh" der Zuschauer geht runter wie Öl.
So mancher hat mich schon gefragt, wie ich das mit der Ankerwinde bei meinem Hafenschlepper Arthur gelöst habe. Der Anker fällt wie beim Original aus der Klüse und wird nach dem Ankermanöver wieder an Bord gehievt. Eines dieser Sonderfunktionen, die schon während der Planung des Baus überlegt wurden. Unbedingt wollte ich dieses sicherstellen. So richtige hatte ich damals aber keine Lösung gefunden. Bauberichte gab es zur Genüge, aber da war noch dieses Fallenlassen, das wurde nie realisiert. Die erste richtige Variante wurde erst in der Modellwerft 2001/09 Seite 20 veröffentlicht. Aber da war für mich alles schon vorbei und gelaufen.
Auf jeden Fall sollte die Ankerwinde folgende Bedingungen erfüllen:
Unterbrechung des Hievvorganges bei Blockierung des Ankers bzw. wenn der Anker komplett gehievt wurde und sich wieder in der Klüse befindet
Benötigt wird dabei nur ein Proportionalkanal an der Fernsteuerung. Auf dieser Seite wird das Funktionsprinzip der Winde anhand von Zeichnung dargestellt.
Blockierstellung
Ankerfall
Blockierstellung
Ankerfall
Anker hieven
Draufsicht: Anker hieven
Der Ruderhebel des Steuerservos (6) drückt gegen den Mikrotaster (7). Dieser versorgt den Getriebemotor (1) mit Strom. Der Getriebemotor wird automatisch durch die Zugfeder (9) an das Zahnrad auf der Trommelwelle (13) gezogen, beide Zahnräder (2) greifen ineinander und der Anker wird nun gehievt.
Hier wird auch das Prinzip der Teleskopstange (8) sichtbar, die es dem Servohebel (6) gestattet, ohne Zugbelastung durch den Getriebemotor auf den Mikrotaster zu drücken.
Die auf der Welle (13) sitzende Rutschkupplung (12) überträgt die Kraft auf die Kettentrommel (10). Wird der Zug zu stark, weil sich der Anker verhakt hat oder der Anker bereits wieder in der Ankerklüse sitzt, kann sich die Welle trotzdem weiter drehen, ohne dass die gesamte Mechanik zerstört oder der Getriebemotor übermäßig belastet wird und möglicherweise heiß läuft.
Seitenansicht und Draufsicht mit und ohne Abdeckplatte.
Kettenstop, beide Zahnräder greifen ineinander. Beim Kettenfall sind die Zahnräder getrennt.
Ein kleiner Mikrotaster aus einem PC-Drucker mit Abdeckkappe, somit spritzwassergeschützt, einfach auf den Servo aufgeklebt.
Der Servoarm drückt auf den Mikrotaster, die Spannung wird direkt vom Steuerservo abgenommen und speist den Getriebemotor.
Die Rutschkupplung drückt gegen die lose auf der Welle aufgesetzten Kettentrommel, verhindert die Zerstörung der Mechanik, wenn sich der Anker mal verhakt, bzw. in der Klüse sitzt.
Feder und Stellring drücken gegen die Rutschkupplung, im Vordergrund noch einmal der zum Getriebemotor umfunktionierte defekte Servo
Die Ankerkette ist an einer Seite der Trommel fixiert. Gut zu sehen, die auf der Abdeckplatte befestigten Führungsschienen, so kann die Kette nicht aus Versehen von der Trommel springen
Man beachte den Rost an der Winde. Keine Speziallackierung, sondern echte Gebrauchsspuren. Die Steg-Ankerkette wurde anfangs mit Brüniermittel geschwärzt. Im Laufe der Zeit hat sich hier aber richtiger Rost gebildet, ja man glaubt es kaum, auch Messing rostet.
originalgetreues Ankern
Ein weitverbreiteter Irrtum besteht darin, der Anker wird ins Wasser gelassen, verhakt sich dann irgendwo auf dem Grund und hält somit das Schiff. Das ist falsch. Ein Anker fällt auch nicht einfach so ins Wasser, sondern man sagt es wird Ankerkette gesteckt. In der Regel werden drei bis vier Kettenlängen gesteckt. Das bedeutet es wird drei- bis viermal soviel Ankerkette abgelassen wie das Wasser tief ist. Somit hält nicht nur der Anker, sondern auch die Kette durch ihr Gewicht das Schiff auf seiner Ankerposition. Man sagt, die Kette trägt.
Dieses Prinzip lässt sich auch beim Modell beobachten, zumindest dann, wenn der Wind nicht allzu sehr bläst. Ich habe etwa zwei Meter Ankerkette auf meiner Trommel. Wenn diese komplett abgelassen wird, bleibt der Schlepper selbst in einem Wasserbassin mit glattem Grund auf der Stelle der Ankerposition.
Des Weiteren kann mit der Funktion der Ankerwinde eine weitere Sonderfunktion eingebaut werden. Nämlich das Setzen eines Ankerballs und/oder das Schalten eines Ankerlichtes. Auf dem Foto ist der hochgezogene Ankerball zu erkennen. Bei einer Realisierung mittels eines zweiten Mikrotaster ist dies sogar ohne die Belegung eines weiteren Kanals an der Fernsteuerung möglich.
Noch einige Hinweise:
Prinzipiell entspricht diese Verfahren dem in der Modellwerft 2001/09 Seite 20 veröffentlichten Artikel von Herrn Siegfried Frohn. Auch hier lohnt es, noch einmal nachzulesen.
Da die Maße der Zeichnung in etwa der Größe meiner eigenen Konstruktion und der eines echten Standard-Servos entsprechen, kann man auch die Kompaktheit der gesamten Mechanik erkennen, die so ohne weiteres für Modelle bis zu einem Maßstab von 1:25 bis 1:33 realisiert werden kann. Durch den Einsatz von kleineren Servos, kann die gesamte Winde dann entsprechend kleiner nachgebaut werden.
Die Mechanik wird natürlich unter Deck eingebaut, führt durch eine Öffnung auf die an Deck befindliche Ankerwinde, wird dort über eine imitierte und bewegliche Kettennuss zur Öffnung der Ankerklüse geführt.
Es sollten Zahnräder mit ''grober'' Zahnung genommen werden. Entsprechende Kunststoff-Zahnräder gibt es preiswert im Fachhandel zu kaufen. Sollte die Druckfeder zu stark auf die Rutschkupplung drücken, macht dies nichts, da das Zahnrad des Getriebemotors durch die Zugfeder (9) dann einfach über das Zahnrad auf der Trommelwelle (13) rutscht. Die Zugfeder (9) sollte deshalb nicht zu stark sein.
Als Kupplungsbelag habe ich einfach ein Stück Schuheinlegesohle genutzt. Im schon erwähnten Artikel, verzichtet der Autor auf die Kupplungsscheibe und benutzt lediglich die Druckfeder, welches wohl den gleichen Zweck erfüllen sollte.
Durch die Ankerkette gelangt immer ein wenig Feuchtigkeit auf die Mechanik der Winde. Hier sollte darauf geachtet werden, dass die Kugellager ab und zu gefettet werden, damit diese nicht rosten.
Auf die beiden Seitenteile (4) sollte eine Führungsplatte befestigt werden, die es ermöglicht, dass die Ankerkette auch nur auf die Trommel aufgerollt wird. Das Ende der Ankerkette wird direkt an der Trommel befestigt. Zwischen Ankerkette und Anker sollte zudem ein kleiner Wirbel angebracht werden (Angelbedarf), da sich die Kette nach mehreren Ankermanövern in sich verdreht. Auch das Anbringen eines Wirbels zwischen Kette und Trommel ist ganz sinnvoll.
Eigentlich sollte meine Erstversion der Winde nun zum Testen gebaut werden, wurde dann aber eingebaut und ist schon einige Jahre im Einsatz.
Das Prinzip kann für fast alle Modellgrößen angewendet werden. Auch der Einsatz einer Doppeltrommel ist möglich. So können beide Anker benutzt werden.
Wichtig wäre noch zu bemerken, dass man Ankerketten mit verlöteten Kettengliedern, vorzugsweise Stegankerketten, benutzen sollte. Hierzu gibt es zahlreiche Angebote im Fachhandel. Diese fertigen Ankerketten sind aus Messing und mit Messing hart verlötet. Das hat den Vorteil, dass die Wahrscheinlichkeit des Verlustes des Ankers sehr gering ist. Die Kette kann zudem mit Brünierungsmittel dunkel gefärbt werden. Spätestens nach einer Modellsaison und mehreren Ankermanövern nimmt die Kette dann durch den Abrieb an der Ankerklüse und das ständige Auf- und Abwickeln auf der Kettentrommel eine rostbraune Färbung an. Ketten sollten nicht weich mit Lötzinn verlötet werden, da die Lötstellen keine dunkle Färbung annehmen.
Literaturverweise: