Herstellung der Segel der Fregatte Berlin |
Um eine gute Passgenauigkeit zu gewährleisten, werden die Segel vor den Rahen fertiggestellt.
Um Abweichungen im Fertigungsprozess ausgleichen zu können, werde ich die Segel vor den Rundhölzern anfertigen. Der Segelstoff wird mehrfach gewässert, vor dem Nähen gestärkt und erhält ein Liektau, was sich ggf. auf die Breite des Segels auswirken könnte, um so die Rahen genau auf Maß herstellen zu können.
Es ist schwer einen maßstäblich passenden Stoff für die Segel zu finden.
Die Segel aus dem Baukasten sind zwar auf Bauwolle mit sehr feiner Struktur gedruckt, aber der Stoff ist auch relativ dick.
Wenn eine gewisser Faltenwurf z.B. bei der Darstellung aufgegeiter oder angeschlagener Segel gewünscht ist, lässt sich dies mit diesem Stoff recht schwer nachbilden.
Folgende Stoffe habe ich ausprobiert:
Beim Batiststoff habe ich mal einen Cent auf das Tuch gelegt, um die Anzahl der Fäden zu zählen.
Nehme ich Maschenweite = Fadenstärke, zähle ich bei 16 mm Cent-Durchmesser 110 Fäden. Das ergibt eine Fadenstärke von 0,14 mm. Auf den Maßstab 1:50 umgerechnet ergäbe das real 7 mm Fadenstärke. Zwar eigentlich für den Modellmaßstab zu dick, aber einen feineren Stoff habe ich nicht gefunden.
Bei der Farbe des Stoffes habe ich mich für Sand entschieden, so haben die Segel einen leichten Beige-Farbton und sind nicht so strahlend weiß.
Segelstoff stärken
Ich beginne mit der Vorbereitung des Segelstoffs.
Schon für meine RC-Segler habe ich die Segel vor dem Nähen gestärkt. Das erleichtert das Aufzeichnen des Segelrisses sowie das Zuschneiden und verhindert vor allem die Faltenbildung entlang der Faltennaht.
Hier ein Vergleich mit einem Segel, dass ohne Vorbehandlung genäht wurde und einen deutlichen Faltenwurf entlang den Nähten zeigt.
Man muss nicht lang auf die Suche nach handelsüblicher Wäschestärke gehen, Tapetenleim ist eine ausgezeichnete Alternative. Ich habe 100 g Kleistermehl in 5 l Wasser angerührt, 15 Minuten quellen lassen, nochmals kräftig durchgerührt, den Segelstoff komplett in dem Kleister eingetaucht und dann über Nacht zum Trocken aufgehängt.
Der Stoff ist dann so steif, als hätte man dickes Papier in der Hand. Man kann ein recht großes Stück anheben, ohne des es abknickt, es raschelt sogar wie Papier, dennoch bleibt es ausreichend flexibel.
Keine Angst, Tapetenkleister bleibt auch nach dem Aushärten weiterhin wasserlöslich, sodass sich der Kleber rückstandslos mit handwarmen Wasser wieder aus dem Stoff herauswaschen lässt.
Segelschablonen
Mit dem Inkscape wurde der gescannte BP vektorisiert, um Vorlagen für die Segel anzufertigen.
Die Papierschablonen schneide ich aus und übertrage den Segelriss auf den Stoff. Dazu verwende ich einen Wäschestift, ein Filzschreiber der Fa. Prym mit der Bezeichnung "Trickmarker", zeichne ich die Markierungen auf den Stoff.
Die Farbe wird wieder unsichtbar, nach einer halben Stunde ist es schon deutlich blasser, was auch bedeutet, dass man immer nur ein Segel aufzeichnen kann und es dann sofort nähen muss. Spätestens nach dem Auswaschen des Tapetenleims ist dann nichts mehr zu sehen.
Segel nähen
Ein echtes Segel wird aus mehreren zusammengenähten Stoffbahnen hergestellt. Da, wie oben erwähnt, der Stoff maßstäblich eigentlich etwas zu dick ist, wären die übereinandergelegten Bahnen dann letztendlich zu viel des Guten, deshalb werden die Nahtstellen der Bahnen lediglich durch eine einfache Nähnaht angedeutet.
Anfangs ist mir ein Fehler unterlaufen. Nach dem Nähen einer Naht habe ich den Stoff umgedreht und in Gegenrichtung genäht. Irrtümlicherweise orientierte ich mich an der mittigen Nut am Nähfuß und habe durch den Versatz der Nähnadel unterschiedlich breite Bahnen genäht.
Der Stoff wurde dann immer komplett entnommen und neu beginnend in derselben Richtung genäht.
Das hier gezeigte Segel ist ein erster Test, um mir die Fertigungsschritte zu verinnerlichen und zu sehen wie das Endergebnis wirkt. Gut zu sehen ist, wie die Farbe des Wäschestiftes schon fast wieder verschwunden ist. Auch werde ich für die nächsten Nähte einen etwas helleren Faden verwenden.
Nach dem Aufbringen der Nähte wird der Kleister ausgewaschen und der Stoff gebügelt.
Zuschneiden
Mit Hilfe eines Stahllineals und einer Einwegspritze, in die ich verdünnten Holzleim gefüllt habe, versiegle ich die Außenseiten des Segels.
Ein feuchtes Tuch hilft beim Verteilen des Klebers nach außen vom Segel weg.
Alles wird dann mit einem Bügeleisen getrocknet, den überschüssige Stoff schneide ich mit einem Klingenmesser an der Liekkante des Segels ab.
das Liektau
Das Liektau nähe ich per Hand an das Segel.
Ich verwende unterschiedliche Stärken für das Liektau. Normalerweise hat das Tau der Bram- und Marssegel denselben Durchmesser wie die jeweils zugehörigen Wanten, für die obersten Bramsegel ist mir das aber zu dünn, es wäre fast nicht mehr sichtbar. Deshalb nutze ich dieselbe Stärke wie bei den darunter liegenden Marssegeln.
Bei den untersten Segeln wird es ca. 80% des Wantdurchmessers betragen.
Ich beginne mittig am Kopfliek des Segels. Da ich rechtsgeschlagenes Tau verwende, steche ich die Nadel oben in den Stoff, dann verläuft der Faden wie die Rillen des Liektaus.
Ich nähe bis zur äußern Ecke des Lieks und forme dann eine Schlaufe für das Nocklegel. Ein Zahnstocher hilft dabei, dass alle Legel am Segel die gleiche Größe haben.
Ebenso verfahre ich mit den Legeln am Seitenliek und den Schothörnen an den unteren beiden Ecken des Segels.
Wieder am Oberliek angekommen, werden die Enden des Liektaus mit Sekundenkleber versiegelt und bündig aneinandergelegt.
Die Rahen hab ich von BP übernommen und mit Informationen von AT neu gezeichnet.
Da die Segel inkl. Liektau schon vorher komplett fertiggestellt wurden, konnte die Länge des Rahkorpus (ohne Nock) an die jeweilige Länge des Kopflieks des Segels inkl. gestrecktem Nocklegel gut angepasst werden.
Ob die Abmessungen letztendlich passen, dazu habe ich die Zeichnung der Rahen ausgedruckt und die Segel auf einer Pinnwand auf dem Ausdruck mit Stecknadeln fixiert.
alle Segelschablonen
Die Vektor-Zeichnungen sind im PDF-Format im Maßstab 1:50 gespeichert und können zur Weiterverwendung ausgedruckt werden. Darauf achten, dass im Druckdialog mit der Option "benutzerdefinierter Maßstab: 100%" oder "tatsächliche Größe" erfolgt.
weiter geht es mit dem Rahen...