Gaffelsegel der Statenjacht Fredericus |
Das Gaffelsegel erhält wie das Toppsegel ein zweigeteiltes Liektau, wobei das Oberliek etwas dünner als das Seitenliek ist.
Das Segel erhält wieder Kopflegel zum Anschlagen an die Gaffel, genau so realisiert, wie die Nocklegel.
Dabei wird das Seitenliek mit einem Hohlspieker durch das Oberliek gefädelt, dieses dann gebogen und wiederum zurück durch das Seitenliek gesteckt.
So erhalte ich das Auge für das Kopflegel.
Am Hals und Schothorn werden Rundkauschen ins Liektau eingebunden, dann ist das Segel komplett mit dem Liektau eingefasst.
das Bonnet
Ein rechtwinkliges schmales Stück Segeltuch, dass am unteren Liek des Gaffelsegel angeschlagen werden konnte und somit bei ruhigem Wetter die Segelfläche vergrößerte.
Das Bonnet wurde mit einer Vielzahl von Schlaufen an dessen Oberliek, am Unterliek vom Gaffelsegel mittels eines Kettensteks angereiht.
Durch diese Art der Befestigung konnte das Bonnet relativ schnell von Gaffelsegel getrennt werden, da sich die Verkettelung von selber löste.
Das Bonnet erhält ebenfalls ein zweigeteiltes Liektau.
Zur Verbindung mit dem Gaffelsegel erhält das Bonnet an den oberen Ecken je ein Kopflegel, ähnlich wie ein Nocklegel.
Das Seitenliek ragt über das Kopfliek hinaus und endet mit einem Knoten. Diese Verlängerung dient später zum Anreihen an das Gaffelsegel.
Die Kopflegel werden ansonsten wie die Legel am Gaffelsegel realisiert.
An die unteren beiden Ecken werden wieder Rundkauschen in das Liektau eingebunden, damit ist das Bonnet fertiggestellt.
Anschlagen des Bonnets
Auf den Fotos sind unterschiedlich Varianten zu sehen.
Während beim Segel der ersten beiden Fotos der Variante von AN entspricht und die Schlaufen auf der Rückseite laufen, liegen auf dem dritten Foto die Schlaufen auf der Vorderseite des Segels über dem Unterliek des Segels. Das Oberliek des Bonnets wird vom Unterliek des Segels überlappt, was eher der Variante von NJ entspricht.
Auf der Utrecht wird die Variante wie bei AN beschrieben genutzt.
AN ist zu entnehmen: Zum Anreihen des Bonnets wurde eine Laschung verwendet. Diese wurde am Kopf des Bonnets angeschlagen. Die Schlaufen lagen an der Hinterseite des Bonnets, wurden durch die Löcher im Fuß des Segels gesteckt und wie auf der Abbildung (links) zu sehen, miteinander verbunden.
Die Schlaufen werden dabei erst fest gebunden und dann miteinander verkettelt. Auch wenn die Art der 1. und 2. Zeichnung in den verschiedensten Quellen immer wieder gezeigt wird, muss das nicht bedeuten, dass diese Variante die einzige Möglichkeit darstellte.
Jaeger (3. Zeichnung) zeigt in NJ eine etwas andere Art der Verkettelung, bei der die Schlaufen fortlaufend aus der Reihleine ineinandergreifen, aber genauso ihren Zweck erfüllen.
Vorher habe ich an einem Testsegel einmal komplett ein Bonnet angenäht. Einmal um mich mit der Technik vertraut zu machen, andererseits um die Länge der Reihleine zu ermitteln. Diese sollte mindestens das 6,5-fache der Segelbreite betragen.
Ich empfehle hierzu auch noch einmal ein ganz anschauliches Video von Olha Batchvarow
Für die Reihleine steche ich die Löcher vor und führe die Nadel auf der Rückseite von unten durch das Bonnet und Segel.
Die Nadel wird unter die vorhergehende Schlaufe geführt und wieder durch die Löcher von oben durch das Segel und Bonnet gestochen.
Der Faden wird nun um die beiden Fäden auf der Vorderseite zurück auf die Hinterseite geführt.
Beide Seiten des angereihten Bonnets.
Legel
Das Segel erhält gespleißte Legels für die Gordings und Geitaue am Achterliek.
Am Vorliek für die Rackbänder am Mast mehrere Legel ohne Kausch und je ein Legel für die Reffkauschen am Vor- und Achterliek.
Zusätzlich ist an einem Vorliek-Legel beidseitig je ein Leitblock für die unteren Geitaue angebunden.
Reffbändsel
Das Gaffelsegel erhält Reffbändsel.
Ein Lineal lege ich auf Höhe der Reffkauschen und steche die Nadel mit dem Bändsel durch das Segel, verknote es auf beiden Seiten, fixiere das Bändsel mit etwas Sekundenkleber und kürze es auf die notwendige Länge.
Zum Abschluss klebe ich Malerkrepp unter die Reffbändsel auf das Segel und tränke sie mit Ballenmattierung, dass sie später möglichst nach unten hängen.
Damit ist das Gaffelsegel fertiggestellt.
Aufriggen
Das Segel wir ohne Baum gefahren und ist mit einer Reihleine und Marlschlag an die Gaffel angeschlagen
Gaffel und Vorliek sind mit einem Perlenrack am Mast angeschlagen.
In die Gaffelklau wurden dazu an jedem Ende ein schräges Loch gebohrt.
Für diese kleinen Kugeln gibt es leider keine aus Holz. Hier verwende ich Onyxperlen von knapp 2 mm Durchmesser, die im Schmuckbedarf zu finden sind und auch schon als Kanonenkugeln genutzt wurden.
Diese Perlen sind schwarz, mit einem 0,5-er Loch gebohrt und haben eine leicht angeraute Oberfläche. Sie lassen sich sehr gut mit Revellfarbe (85 matt), passend zum Farbton des Birnbaumholzes des Masts lackieren.
Das Klaufall, mit seinem speziellen Klaufallblock, läuft über eine Scheibe im Stb-Kreuzbetingpfosten, belegt am Kopf desselben.
Piekfall und Gaffeltalje zum Heben und Senken des Gaffel.
Am Halshorn des Bonnets ist die Gaffelhalstalje angeschlagen, deren unterer Block in einem Augbolzen an Deck hinter dem Mast eingehakt und am mittleren Nagel der Kreuzbeting belegt ist.
Die Gaffelschot am achteren Leuwagen ist an einer Klampe auf dem Poopdeck belegt.
Eigentlich ist diese Position etwas ungewöhnlich und ein Fehler im Bauplan des Modells, der jetzt nicht mehr korrigiert werden kann. Leider waren die Pläne von JU zu der damaligen Bauphase noch nicht verfügbar, denn dort ist der Leuwagen korrekt auf dem Hauptdeck vor dem Pavillon angebracht, aber in diesem Bereich ist jetzt für eine Änderung kein Platz mehr.
Auch die normale Belegung der Schot mit einem sog. Hackblock ist nach Plan nicht vorgesehen, sondern es werden Klampen verwendet.
Das überschüssige Ende der Schot lege ich als sog. flämischen Scheibe.
Dazu falte ich ein Stück Malerkrepp, sodass es einerseits auf dem Deck klebt und andererseits, das Tau beim Legen der Spirale fixiert wird.
Abschließend wird die Scheibe mit leicht verdünntem Holzleim versteift und nach dem Durchtrocken mit einem Tropfen Sekundenkleber auf das Deck geklebt.
Die Geeren sind paarweise Taljen zum seitlichen Bewegen von der Gaffel.
Die Angaben meiner Unterlagen zu den Größen der Blöcken sind recht unterschiedlich:
Die Blöcke der Geeren nach meinem Bauplan sind gefühlt recht groß. Wäre zu klären, ob die Belastung der Geeren beim Original mit dem Backstag vergleichbar sind und somit identisch dimensioniert werden müssen, dass zudem eine doppelte Ausführung gerechtfertigt wäre.
Dagegen werden auf zeitgenössischen Darstellungen die Violinblöcke der Geeren viel kleiner gezeigt, im Vergleich nicht viel größer als der Kopf der auf den Gemälden dargestellten Personen.
Im Vergleich, mit dem Maßstabsmännchen werde ich die Größen vom Plan aus JU übernehmen. Die Proportion zur Backstagvioline ist jetzt für mich wesentlich gefälliger
Die Schenkel der Geeren sind paarweise oben am Gaffelnockbeschlag eingehakt, die Violinblöcke in bekleideten Augen eingebunden und die unteren Taljenblöcke an den Püttings eingehakt.
Die Geitaue dienen zum Heranholen des Segels an Gaffel und Mast. Vier dieser Taue sind jeweils doppelt ausgeführt und laufen an beiden Seiten des Segels von den Legeln am Achterliek durch die an der Gaffel und am Vorliek angeschlagenen Leitblöcke über Leitkauschen an den Wanten zu den Belegstellen an den seitlichen Nagelbänken am Dollbord. Die beiden oberen Geitaue werden Dempgordinge genannt.
Für die Leitkauschen an der Innenseite der Wanten habe ich ein dünnes Rundholz in der Mitte angebohrt, mit einem kleinen Sägeblatt Rillen geschliffen und dann entsprechende Scheiben abgeschnitten.
Gaffelsegel fertiggestellt und aufgeriggt
(43 Baustunden)
es geht weiter mit dem Blähen der Segel...